Druck & Stress – Ich liebe Belastbarkeit!

Ich liebe Belastbarkeit!

„Ich liebe Belastbarkeit,“ war der dritte Satz, mit dem sich die neue Chefin vorstellte. Das Augenrollen ihrer zukünftigen Mitarbeiter konnte man förmlich hören. Die neue Chefin wird sich beweisen müssen und ihr Team zu „Höchstleistungen“ motivieren. Mal wieder höher, schneller, weiter – durch Leistungsdruck und Dauerstress.

Ihre Mitarbeiter haben jedoch ganz andere Probleme. Ein Kollege ist im Krankenstand, Burnout wird gemunkelt. Zwei Kolleginnen haben kürzlich das Team verlassen und es ist noch nicht mal sicher, ob die Stellen nachbesetzt werden. Die verbleibende Mannschaft läuft seit Monaten am Limit, um die anfallenden Aufgaben zu bewältigen. Überstunden häufen sich an und an Urlaub ist nicht zu denken. Entsprechend ist auch die Stimmung unter den Kollegen: Stress und Hektik führen zu einem rauen Umgangston, Reibereien und Konflikte nehmen zu. Eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht. Wieso auch, ist doch ganz normal. Wie in einem Hamsterrad. Man läuft und läuft und erreicht kein Ziel.

Heute gehört es schon fast zum guten Ton, damit zu prahlen, wie viele Überstunden und Urlaubstage man angesammelt hat. Stress ist en vogue und wer nicht mithalten kann, gehört halt nicht zur Leistungsgesellschaft. Und oft gilt auch in der Freizeit: höher, schneller, weiter. Viele agieren am Rande ihrer Belastbarkeit und häufig endet das Ganze im Burnout oder anderen Erkrankungen.

24/7

Die Anzahl der aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Burnout und Depressionen anfallenden Arbeitsunfähigkeitstage sind von 1997 bis 2017 fast um das Vierfache gestiegen.

Woran liegt das? Wie lässt sich dies erklären in einer Arbeitswelt, in der doch immer mehr auf Work-Life-Balance geachtet wird? Welche sind die Aspekte, die den Leistungsdruck immer größer werden lassen? Sind die Ansprüche an die Mitarbeiter tatsächlich so stark gewachsen?

Ein Erklärungsversuch:
  • Schnellere Kommunikation: Ohne moderne Technik wäre die heutige Arbeitswelt nicht denkbar. Schnellere und permanente Kommunikation (mit teils einer Unmenge an Informationen) ist einer der größten Faktoren für den gestiegenen Leistungsdruck. Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen mit diesem Tempo mithalten. Wir sollen immer auf dem neusten Stand sein, häufig nicht nur bei unseren Aufgaben, sondern für das ganze Team.
  • Ständige Erreichbarkeit: Arbeitstag und Freizeit sind heute oft nicht mehr getrennt. Wir schalten nicht mehr ab, weil wir nicht ausschalten. Viele Mitarbeiter sind für Kunden, Kollegen oder Chefs selbstverständlich auch am Feierabend noch telefonisch erreichbar und/oder beantworten berufliche Mails. Mein persönliches Highlight: Ein Arbeitsvertrag, in dem die Erreichbarkeit im Urlaub festgeschrieben werden sollte. Und in manchen Unternehmen gehört heute auch eine gemeinsame Freizeitgestaltung zur modernen Arbeitswelt.
  • Hire-and-Fire-Arbeitsmarkt. Um so flexibler der Arbeitsmarkt ist, desto größer ist der gefühlte Leistungsdruck. Mitarbeiter meinen Erwartungen übererfüllen zu müssen und es gilt, Fehler um jeden Preis zu verhindert. Denn im schlimmsten Fall droht der Jobverlust und Arbeitslosigkeit.

Der gegenseitige soziale Druck führt dazu, dass sich das System selbst erhält. Wie in einem Hamsterrad machen wir, ohne uns und das System zu hinterfragen, immer weiter. Darunter leidet nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Arbeit.

Durchbrechen Sie das System:
Tipps für Sie als Führungskraft – damit Ihre Abteilung kein Hamsterkäfig wird.
  • Als Führungskraft werden von Ihnen Ergebnisse erwartet. Versuchen Sie, Ihren Leistungsdruck nicht auf Ihre Mitarbeiter zu übertragen.
  • Überprüfen Sie Aufgaben. Nur weil etwas schon immer getan wurde…
  • Überprüfen Sie die Arbeitsstrukturen und ermöglichen Sie flexible Arbeitszeiten. Eventuell bietet sich bei manchen Aufgaben auch homeoffice an.
  • Priorisieren Sie Aufgaben gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern.
  • Sorgen Sie für eine angenehme und wertschätzende Arbeitsatmosphäre, indem Sie
    • Ihre Mitarbeiter loben
    • Erfolge und erreichte Ziele benennen
    • eine wohlwollende Fehlerkultur pflegen
  • Setzen Sie die Mitarbeiter zielgerichtet ein und gestalten Sie deren Ziele realistisch.
  • Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern und lassen Sie diese mit dem Leistungsdruck nicht alleine.
  • Bieten Sie Unterstützung an.
  • Holen Sie sich Unterstützung, wenn nötig. Vielleicht hat die Nachbarabteilung gerade nicht so viel zu tun?
  • Sprechen Sie Konflikte offen an und beseitigen Sie diese zeitnah.
  • Fördern Sie die Gesundheit der Mitarbeiter.
  • Fordern Sie keine permanente Erreichbarkeit und leben Sie dies auch so vor.
  • Achten Sie auf Erholungsphasen. Es ist Ihre Aufgabe als Führungskraft darauf zu achten, dass Ihre Mitarbeiter ihren Urlaub wahrnehmen. Sie haben mehr von erholten Mitarbeitern!
Tipps für Sie als Mitarbeiter – damit Sie Ihre Gesundheit schonen.
  • Sprechen Sie bei Überlastung mit Ihrem Vorgesetzten. Vielleicht hat er diese noch nicht bemerkt, er ist schließlich selbst im Stress.
  • Priorisieren Sie Ihre Aufgaben und konzentrieren Sie sich auf eine Aufgabe. Versuchen Sie nicht mehrere Aufgaben parallel zu bewältigen. Dies führt auf Dauer zu Frust.
  • Verringern Sie Unterbrechungen. Schalten Sie alles Aus, was ablenkt: Pop-ups, Emailnachrichten…
  • Vereinbaren Sie im Team Zeiten, in denen Sie ungestört arbeiten können.
  • Verlangsamen Sie die Arbeit: Vermeiden Sie blinden Aktionismus. Hektik kann Stress noch verstärken. Wenn Sie langsam und effektiv arbeiten, werden Sie weniger Fehler machen und auch das Stresslevel sinkt.
  • Achten Sie auf Ihre Gesundheit.
  • Machen Sie ausreichend Pausen und verbringen Sie diese nicht am Schreibtisch.
  • Machen Sie sich Erfolge bewusst.
Fazit:

Stress kann auch Spaß machen. Stress ist nicht nur negativ. Mache von uns brauchen ihn, er puscht uns. In stressigen Situationen werden wir gefordert und wir erreichen Dinge, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir Sie können. Daraus ziehen wir Selbstbewusstsein und Motivation. Nur: Wir haben uns schon so daran gewöhnt im Dauerstress zu sein, das wir abschalten oder einfach Nichtstun oft nicht mehr genießen können. Vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen haben? Schaffen Sie sich auch freie Zeit in Ihrer Freizeit. Bleiben Sie doch einfach mal einen Sonntag im Bett oder genießen Sie einen langen Spaziergang in der Natur. Auf jeden Fall: Schalten Sie Ihr Handy aus, denn Arbeit ist nur das halbe Leben.

Lesetipps:

http://psyga.info/psychische-gesundheit/daten-und-fakten/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/246810/umfrage/arbeitsunfaehigkeit-aufgrund-psychischer-erkrankungen/

 


Haben Sie noch Fragen?

Gerne bin ich für Sie da und helfe Ihnen dabei Ihre kommunikativen Aufgaben zu lösen.

Ihre Manuela Schnitzenbaumer

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