Feedback – Mal so richtig die Meinung geigen

Feedback – Mal so richtig die Meinung geigen!

Kürzlich rief mich eine Freundin an und erzählte mit, ihr Projekt sei abgeschlossen und sie hätte nun noch um ein abschließendes Feedback-Gespräch gebeten. „Denen werde ich morgen mal so richtig meine Meinung geigen!“ Daraufhin meine Frage: „Möchtest Du ihnen so richtig die Meinung sagen oder möchtest du Feedback geben?“ Nach einem längeren Schweigen: „Was ist jetzt der Unterschied?“

Das Wort „Feedback“ wird sehr gern als Bezeichnung für jegliche Form eines Meinungsaustauschs genutzt. Dabei ist Feedback „die Reaktion, die jmdm. anzeigt, dass ein bestimmtes Verhalten, eine Äußerung o. Ä. vom Kommunikationspartner verstanden worden ist (und zu einer bestimmten Verhaltensweise oder -änderung geführt hat); Rückkoppelung, Rückmeldung*“ Und genau darum geht es bei einem Feedback-Gespräch. Rückmeldung geben oder sich eine Rückmeldung wünschen. So kann ein Feedback-Gespräch eine Bestätigung sein, dass alles gut ist, weil z.B. eine Verbesserung stattgefunden hat. Oder zum Ziel haben, eine Veränderung herbeizuführen.

Ein Feedback kann ich sowohl einfordern als auch geben. Es beruht auf Freiwilligkeit.

Darin unterscheidet sich ein Feedback-Gespräch auch z.B. von einem Mitarbeitergespräch. Ein Mitarbeitergespräch sollte in einem festen Rahmen stattfinden und enthält meist, neben einer Rückmeldung zu Arbeitsweise oder Verhalten, auch eine Zielvereinbarung. Selbstverständlich kann das Gespräch nach den Feedback-Regeln geführt werden. Allerdings hat der Mitarbeiter in der Regel nicht die Freiheit zu entscheiden, ob er die Ziele erfüllen oder sein Verhalten ändern wird. (Außer er möchte die Kündigung riskieren.)

Feedback geben

Sie haben z.B. einen Arbeitskollegen, der einen Fehler begangen hat und Sie möchten ihm helfen, dies zukünftig zu vermeiden? Bieten Sie ihm ein Feedback-Gespräch an. Wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht und bleiben Sie bei der Ich-Perspektive, um nicht anklagend zu sein. „Mir ist aufgefallen, dass Sie letztens… und ich war schon mal in einer ähnlichen Situation. Wenn Sie möchten, können wir uns gerne mal darüber unterhalten, was ich geändert habe, damit es mir nicht mehr passiert.“ Wenn Ihr Kollege das Gespräch nicht wünscht, zwingen Sie es ihm auch nicht auf. Damit werden Sie ihren Kollegen mehr verärgern als ihm helfen und dabei auch noch Vertrauen zerstören.

Feedback einfordern

Ein Feedback-Gespräch kann ich selbstverständlich auch einfordern. Beispielsweise wollen Sie von Ihren Kollegen wissen, ob Ihr Vorgehen in der letzten Besprechung evtl. zu forsch war? Wenn Sie jemanden um Feedback bitten, achten Sie darauf, dass klar ist, dass Sie sich eine Rückmeldung wünschen. Ansonsten kann es leicht zu einem Missverständnis führen, da wir es eher gewöhnt sind, jemandem „die Meinung zu sagen“ (siehe oben), als uns eine Rückmeldung und damit vielleicht auch eine konstruktive Kritik einzuholen. Beziehen Sie sich bei Ihrer Bitte auf eine konkrete Situation oder Verhalten. Die Frage. „Wie finden Sie mich jetzt so in Besprechungen?“ wird nur eine schwammige Antwort hervorgerufen. Und auch hier steht es Ihrem Gegenüber frei, ob er Ihnen Feedback geben möchte.

Egal von welcher Seite das Feedback-Gespräch gewünscht wird, folgende Punkte sollten Sie beachtet:

Feedback-Geber:

  • Beschreiben Sie Ihre Wahrnehmung möglichst objektiv aus der Ich-Perspektive (s.o.).
  • Beziehen Sie sich auf eine konkrete Situation. Allgemeine Sätze wie. „Ich finde Sie unhöflich“ helfen nicht weiter. Beschreiben Sie eine bestimmte Situation, in der Sie jemanden als unhöflich empfunden haben.
  • Vermeiden Sie dabei moralische Vorverurteilungen und Formulierung wie: „Da waren Sie schon wieder so unhöflich!“ „Immer sind Sie so pampig!“
  • Stellen Sie keine Vermutungen oder Interpretationen an. „Sie haben wohl schlecht geschlafen, da Sie so unhöflich sind!“
  • Beschreiben Sie, welche Wirkung das Verhalten auf Sie hat. Welche Gefühle es bei Ihnen hervorruft.
  • Machen Sie konstruktive Vorschläge (Ich-Perspektive). Schlagen Sie Möglichkeiten der Veränderung vor, die realistisch und machbar sind. Beschreiben Sie, wie Sie sich in dieser oder jeder Situation verhalten haben und welche Reaktion es hervorgerufen hat.
  • Achten Sie auf die Bedürfnisse des anderen. Was ist für die Person machbar? Ein Feedback-Gespräch, das Bedürfnisse nicht beachtet, wird den Eindruck erwecken, dass Ihnen die Person und ob sich etwas verändert, eigentlich egal ist. Dann ist es auch kein ehrliches Feedback.

Ich finde es hilfreich, sich vor einem Gespräch die ein oder andere Formulierung zu überlegen. Wie würde ich es mir wünschen? Wie fühle ich mich nicht angegriffen? Wie sind die Vorschläge konstruktiv? Und es steht Ihrem Gegenüber frei, Ihre Vorschläge anzunehmen. Daran sollten Sie immer denken.

Feedback-Nehmer:

  • Hören Sie aktiv zu.
  • Stellen Sie Verständnisfragen, um sicher zu sein, dass Sie Ihr Gesprächspartner richtig verstehen und um Missverständnis zu vermeiden. Verständnisfragen erleichtern das Aktivzuhören, da man besser im Gespräch bleibt und weniger interpretiert. Und Sie zeigen, dass Ihnen Ihr Gegenüber wichtig ist.
  • Lassen Sie das Gehörte auf sich wirken. Es ist nicht immer einfach, aber unterdrücken Sie Ihren Impuls gleich zu widersprechen. Kein „Aber“. Nehmen Sie sich die Zeit, über das Gehörte nachzudenken. Sie müssen sich nicht rechtfertigen.
  • Treffen Sie eine Entscheidung. Es liegt an Ihnen, ob Sie etwas verändern wollen oder nicht.

Die Regeln, nach denen ein Feedback-Gespräch geführt wird, sind für jede Form von Gespräch hilfreich. Feedback hat auch viel mit Wertschätzung und Respekt zu tun. In einer offenen Atmosphäre fällt es in der Regel leichter, konstruktive Kritik zu formulieren und sie anzunehmen. Wer den Gedanken eines wertschätzenden Feedbacks auch im Alltag lebt, wird schnell die Erfahrung machen, dass viele Situationen, konfliktfreier verlaufen.

Und wenn Ihnen das nächste Mal wieder jemand die Meinung geigt, dann gehen Sie mit gutem Beispiel voran und geben ihm eine konstruktive Rückmeldung zu seiner Gesprächsführung. Natürlich nur, sofern er das möchte.

*aus das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 27.11.2019


Haben Sie noch Fragen?

Gerne bin ich für Sie da und helfe Ihnen dabei, Ihre kommunikativen Aufgaben zu lösen.

Ihre Manuela Schnitzenbaumer

 

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