Dafür wird sie ja schließlich bezahlt!
Sabine Muster, Key-Account-Managerin, sitzt im Jahresmeeting gemeinsam mit ihrem Chef und einem Großkunden, für den sie zuständig ist. Sabine ist zufrieden mit ihrer Leistung im vergangenen Jahr: Sie hat stattliche Umsätze erwirtschaftet und ihr Kunde fühlt sich tadellos betreut. Auch Sabines Geschäftspartner bestätigte ihr gutes Gefühl: „Frau Muster hat wirklich hervorragende Arbeit geleistet, wir sind mehr als zufrieden mit ihr.“ Sabine freut sich sehr über die positive Rückmeldung. Doch ihr Chef zerschmettert das Lob mit nur einem Satz: „Dafür wird sie schließlich bezahlt!“ Das sitzt. Sabine ist schwer enttäuscht und selbst der Kunde ist perplex über diese Äußerung.
Dabei wäre es für den Vorgesetzten so einfach gewesen, Sabine für ihre Leistungen zu loben, ihr Engagement anzuerkennen und sie somit zu motivieren. Er hätte nur die wohlwollende Steilvorlage des Kunden bestätigen zu brauchen. Doch mit seiner Reaktion macht sich der Chef auch noch selbst schlecht. Denn Lob vom Kunden für eine gute Mitarbeiterin ist indirekt auch ein Lob an den Chef. Gute Mitarbeiter sind ja nicht selbstverständlich.
Anerkennung ist ein wundersam Ding: sie bewirkt, dass das, was an anderen hervorragend ist, auch zu uns gehört.“ – Voltaire (1694 bis 1778), frz. Philosoph und Schriftsteller
Anerkennung und Lob
Oftmals werden beide Begriffe synonym verwendet. Die Psychologie dagegen nutzt sie beispielsweise unterschiedlich. Für mich treffen die nachfolgenden Definitionen am besten zu:
- Lob
…ist eine Form spontaner und situativer Wertschätzung bzw. ein Mittel, seine Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. Es bezieht sich meist auf eine konkrete Handlung. Das Gegenteil von Lob ist Tadel. - Anerkennung
…ist hingegen mehr Haltung als spontane Wertschätzung. Wenn ich jemanden anerkenne, sehe ich seine berufliche Gesamtleistung und respektiere die Person dafür. Wenn wir keine Anerkennung erfahren, fühlen wir uns abgelehnt.
Wir wünschen uns Lob und Anerkennung und wir brauchen es auch, sowohl beruflich als auch privat. Wir freuen uns, wenn wir für unsere Leistungen vom Vorgesetzten oder den Kollegen wertgeschätzt werden. Und obwohl die überaus motivierende Wirkung hinlänglich bekannt ist und jeder an sich selbst beobachten kann, fällt es uns oft leichter, Kritik zu äußern, als ein Lob auszusprechen.
Viele Führungskräfte loben entsprechend kaum, selbst wenn sie mit der Leistung eines Mitarbeiters zufrieden sind. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Mitarbeiter mehr positive Rückmeldung von ihrem Vorgesetzten wünschen.
Wertschätzung ist die Basis für Lob und Anerkennung
Lob und Anerkennung werden ihre Wirkung nur entfalten, wenn eine auch wertschätzende Kultur gelebt wird. Wenn dies nicht der Fall ist, kann ein ausgesprochenes Lob den Mitarbeiter eher irritieren als motivieren, nach dem Motto: Hat mein Chef mal wieder im Handbuch für Führungskräfte nachgelesen: „Ich muss meine Mitarbeiter auch mal loben.“
Wir brauchen ein Mindestmaß an Wertschätzung, um uns zu motivieren und Tatendrang zu entwickeln. Diese zum Ausdruck zu bringen, erfordert oftmals nicht viel. Ein freundliches „Guten Tag“, „Bitte“ und „Danke“ und ein ehrliches Interesse an den Belangen Ihrer Mitarbeiter zeigen, dass sie von Ihnen gesehen werden. Überdenken Sie Ihre Vorurteile: Versuchen Sie, Ihre Mitarbeiter fair zu behandeln und ihnen gleiche Chancen einzuräumen, auch wenn Ihnen nicht alle gleich sympathisch sind.
Übrigens: In einer wertschätzenden Arbeitsatmosphäre ist konstruktive Kritik auch eine Form der Anerkennung. Auch sie bringt uns weiter und kann uns motivieren.
Durch Anerkennung und Aufmunterung kann man in einem Menschen die besten Kräfte mobilisieren.“ – Charles M. Schwab (1862 – 1939) amerik. Stahlindustrieller
Weitere Tipps für Führungskräfte:
Anerkennung
Viele Mitarbeiter leisten kontinuierlich eine gute Arbeit, ohne dabei durch besondere Leistungen aufzufallen. Manche Tätigkeiten bieten auch wenig Raum für besondere Leistungen und Lob. Dennoch sind diese Mitarbeiter und Tätigkeiten wichtig für Unternehmen, sie halten sie am Laufen, indem sie die alltäglichen Arbeiten erledigen. Nutzen Sie die Möglichkeit der Anerkennung und würdigen Sie diesen „Normalbetrieb“ und diese „Normal-Leistung“.
Äußern Sie Anerkennung im Unterschied zu Lob nicht nur sporadisch, sondern regelmäßig. Anerkennung verliert trotz häufiger Anwendung ihre Wirkung nicht.
Lob
Lob würdigt außergewöhnliche Leistungen und geht somit über Anerkennung hinaus. Wird es inflationär verwendet, ist es nichts wert. Lob sollte sich zur richtigen Zeit auf ein konkretes Ereignis beziehen und gut formuliert werden. Dann kommt es auch an.
Manche Mitarbeiter sind auch „lobresistent“. Die dürfen Sie gerne mal darauf hinweisen, dass man sich durchaus über eine gute Leistung freuen darf.
Fazit:
Wertschätzung, Anerkennung und Lob sind für uns alle wichtig. Wir werden dadurch motiviert und verbessern unsere Leistung. Deshalb denken Sie daran, auch Ihr Vorgesetzter wird sich über eine positive Rückmeldung von Ihrer Seite freuen.
Lesetipps
https://karrierebibel.de/anerkennung/
https://wpgs.de/fachtexte/motivation/lob-richtig-loben/
https://arbeits-abc.de/das-phaenomen-der-anerkennung-mit-lob-zu-hoechstleistungen/
Haben Sie noch Fragen?
Gerne bin ich für Sie da und helfe Ihnen dabei, Ihre kommunikativen Aufgaben zu lösen.
Ihre Manuela Schnitzenbaumer